Ritter-Epen neu erzählt von Petra Hartmann

Petra Hartmann ist nicht nur eine gute Freundin, sondern auch eine gute Autorin. Neben fantastischen Geschichten, schreibt sie z.B. Artikel oder eben Neuerzählungen. Schon oft hat sie sich durch schwierige Stoffe gearbeitet und macht nun auch vor angestaubten Ritter-Epen nicht Halt ;-)
Berthold von Holle gilt als einziger überlieferter mittelalterlicher Dichter aus dem norddeutschen Raum. Aus seiner Feder stammen die Epen „Crane“ und „Demantin“, die Petra Hartmann sich vornahm, um sie neu zu beleben und für die heutige Zeit in eine lesbare Form zu bringen. Und das ist ihr gut gelungen!

Zum einen gibt es da „Crane“, die Geschichte des jungen ungarischen Königssohn Gayol. Der reist unerkannt in das Reich des deutschen Kaisers. Unter dem Decknamen Crane nimmt er eine Stellung am Kaiserhof an und wird bald zum Liebling des Hofstaates. Auch Acheloyde, die Tochter des Kaisers, ist ihm zugetan. Es kommt, wie es kommen muss. Die beiden verlieben sich ineinander, was von den Hofbeamten nicht unbemerkt bleibt und als sehr unschicklich empfunden wird. Denn der Crane, für den Gayol sich am Hofe ausgibt, ist schlicht nicht standesgemäß.
Um seine Tochter vernünftig unter die Haube zu bringen, ruft der Kaiser daher ein Turnier aus. Als Gewinn winkt die Hand seiner Tochter. Höchste Zeit also für Crane, dass er einen Weg findet, um seine wahre Identität möglichst effektiv preiszugeben.
Petra Hartmann hat den schwierigen Stoff des ursprünglichen Epos in eine leicht lesbare Ritter-Novelle verwandelt. Durch den schmalen Umfang und den flüssigen Schreibstil ist die Geschichte schnell gelesen, quasi ein Literaturhäppchen für zwischendurch. Historieninteressierte dürften sich außerdem über den ausführlichen Anhang über Leben und Werk von Berthold von Holle sowie die Ausführungen zur Nacherzählung freuen.

„Demantin“ nennt sich das zweite Ritter-Epos von Berthold von Holle. Wie schon bei „Crane“ handelt es sich auch hier um eine Liebesgeschichte, allerdings anders aufgebaut als die vorige und ein kleines Stück länger. Hier wirbt der Ritter (Demantin) ganz offen um die schöne, griechische Prinzessin Sirgamot. Doch ihr Vater weigert sich, den jungen König als Schwiegersohn zu akzeptieren. Und so zieht Demantin aus, um viele Abenteuer zu bestehen. Er bestreitet Turniere und nimmt es mit Ungeheuern auf. Am Ende erlangt er Ruhm und Ehre in großem Maße, doch das alles reicht nicht aus, um den griechischen Herrscher auf seine Seite zu bringen. Lieber gibt der seine wertvolle Tochter in die Hände des ungehobelten König Contriok. Natürlich macht Demantin sich auf, um sie zu erretten, wodurch ein Krieg entbrennt, wie der um Helena von Troja.