Als Clara Dorn ein bisschen heilig wurde

Als Clara Dorn ein bisschen heilig wurde
Susanna Mewe
ISBN: 978-3423261258
dtv Verlagsgesellschaft
288 Seiten

Ich muss zugeben, dass ich zuerst nicht so richtig wusste, was ich von diesem Buch halten sollte. Am Anfang sind da Clara und ihre Freundin Marie. Zwei betagte Damen, die sich wie egoistische Stilikonen verhalten. Die beiden sind gerade auf einer Beerdigung. Nicht etwa, weil sie der Trauergemeinde angehören, sondern nur, um den Hinterbliebenen irgendwelche zwielichtigen Geschäfte unterzujubeln.
Als nächste taucht die Augenärztin Katrin in der Geschichte auf. Sie scheint hauptsächlich von chronischer Unlust geplagt zu sein und kommt ebenfalls etwas egoistisch daher. Ihre Praxis läuft nicht, ebenso wie der Rest ihres Lebens.
Und dann teilt Marie ihrer Freundin Clara mit, dass sie Krebs hat und bald sterben wird. Clara will das nicht akzeptieren. Sie streicht ihre Freundin einfach aus ihrem Leben, besucht sie nicht an ihrem Krankenbett und geht auch nicht auf ihre Beerdigung. Stattdessen sucht sie sich lieber ein neues Kleid in ihrer Lieblingsboutique aus. Doch genau da kommt der Zusammenbruch. Clara hat eben doch ein Herz und ein Gewissen, auch wenn sie weiterhin versucht, sich mit aller Macht dagegen zu wehren.
Sie flüchtet zurück in ihre westfälische Heimatstadt und sucht Unterschlupf bei ihrer Tochter Katrin, der Augenärztin. Auf dem Sofa ihrer Tochter lümmelnd, beschwipst vom Rotwein, sieht Clara im Fernsehen eine Dokumentation über Prinzessin Diana und beschließt daraufhin, eine ebensolche „gottverdammte Heilige“ zu werden. Hauptsächlich aus dem Grund, damit zu ihrer eigenen Beerdigung eine Menge Leute erscheinen werden.
Aber wie soll man es in der westfälischen Einöde zur Heiligen bringen? Man geht einfach regelmäßig in die Kirche und tritt dem katholischen Wohltätigkeitsverein „Die Frauen des Heiligen Herzens“ bei. Wäre da nur nicht Hilde Kühn, die Vorsitzende des Vereins und gleichzeitig Claras Erzfeindin aus früheren Zeiten. Aber Clara ist auf ihrem Weg zur Heiligen nicht zu stoppen, auch wenn die alte Feindschaft sie mal eben in die Lage bringt, innerhalb von achtzehn Stunden dreißig Kuchen backen zu müssen.
Zum Schluss muss ich zugeben, dass mich dieses Buch ab irgendeiner Stelle (ich weiß gar nicht mehr genau ab wann) einfach mitgerissen hat. Ich wollte unbedingt wissen, wie es mit Clara weitergeht und ob ihr irrwitziger Plan aufgehen wird. Es war sehr amüsant zu lesen, wie genervt sie von allem und jedem ist, und trotzdem immer weiter kommt auf ihrem Weg. Der Humor der Autorin ist ebenso schräg wie genial. Es gab ein paar Stellen, an denen ich laut auflachen musste. Alles in allem hat mich die Geschichte wirklich gut unterhalten.


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